Weiter auf dem Weg zum barrierefreien ÖPNV in der Landeshauptstadt Dresden

27.01.2018

Spitzengespräch des Projektes "ÖPNV/SPNV für alle" mit den Vorständen der DVB AG

(LSKS/md) Am 16.01.2018 hatten die Vorstände der Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) Vertreter des vom Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter Sachsen e.V. (LSKS) getragenen Projektes „ÖPNV/SPNV für alle" zu einem Beratungsgespräch in das DVB-Verwaltungsgebäude Trachenberge geladen. An der Beratung nahmen teil:

  • Andreas Hemmersbach, Vorstand Finanzen und Technik der DVB
  • Lars Seiffert, Vorstand Betrieb und Personal der DVB
  • Jan Silbermann, Leiter Center Fahrbetrieb
  • Silke Dreßel, Beauftragte der DVB für die Belange mobilitätseingeschränkter Fahrgäste
  • Dr. Peter Münzberg, Projektbeauftragter „ÖPNV/SPNV für alle"
  • Mathias Dasse, Projektkoordinator „ÖPNV/SPNV für alle"

Das Projekt hatte diese Zusammenkunft mit dem Vorstand angeregt, da die Behandlung einiger Problemkreise unter dem Aspekt Barrierefreiheit und mit Bezug auf das Personenbeförderungsgesetz  in den turnusmäßigen Projektgruppenberatungen nicht den gewünschten Fortschritt erbracht hatte. Dazu war vor der Beratung den Vorständen ein Schreiben mit den Schwerpunkten übergeben worden.

Umfangreich beraten wurde zu den Themenkomplexen Fahrgastinformation, Fahrkartenautomaten, bauliche Aspekte, darunter Planungsvorhaben und künftige Baumaßnahmen, die bessere Zuordnung der Einstiegsplattformen und Steuerung der Passagiere beim Fahrgastwechsel an den Dresdner Haltestellen, sowie die Problematik der E-Scooter-Beförderung in den Bussen (und ggf. zu späterem Zeitpunkt auch in den Stadtbahnen) der DVB.

Positiv konnte vermerkt werden, dass die DVB-Führungsebene bereit ist, Gespräche dieser Art regelmäßig mindestens ein Mal pro Jahr einzuordnen. Das gibt der Projektgruppe „ÖPNV/SPNV für alle" – Landeshauptstadt Dresden abseits der stattfindenden Projektgruppenberatungen die Möglichkeit, Themen, deren Entscheidungen nur auf Vorstandebene der DVB getroffen werden können, direkt an die Verantwortlichen heranzutragen. Die DVB bekräftigte in diesem Zusammenhang, auch künftig in enger Zusammenarbeit mit dem Projektteam ein zuverlässiger Partner zu bleiben.

Beim Punkt Fahrgastinformation, dazu zählen u.a. die DVB-App für die Verbindungsauskunft, die DVB-Webseite und die halteplatzbezogenen Anzeigen zu barrierefreien Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten in Bus und Tram, gestaltet sich die barrierefreie Ausführung derzeit schwierig, da dem Unternehmen aktuell zu wenig Personal zur Verfügung steht, um die Angebote, beispielsweise auch für sehbehinderte beziehungsweise blinde Anwendergruppen, zeitnah nutzbar zu machen.
Zudem wird bei den vertraglich gebundenen externen Produktzulieferern zunehmend eine schleppende Bearbeitung festgestellt, was letztlich auch zu Problemen  bei der Realisierung des Programms "Stadtbahn 2020" führen kann. Hinzu kommt, dass besonders für die App-Entwicklung eine städteweite (Leipzig, Chemnitz) Einheitlichkeit angestrebt wird. Insgesamt führt das u.a. dazu, dass die DVB zurzeit keine verlässlichen Aussagen zur Fertigstellung einiger Produkte zur  barrierefreien Fahrgastinformation treffen kann.

Das Projekt „ÖPNV/SPNV für alle" sucht deshalb gemeinsam mit der DVB und den mitwirkenden Partnern nach Lösungen, die noch mit den eingeführten Systeme erreicht werden können, um bis zur Einführung leistungsstärkerer Techniken zumindest vorübergehend zumindest eingeschränkt barrierefreie Angebote zu schaffen. In diesem Zusammenhang werden u.a. Überlegungen verfolgt, das Blindeninformationssystem (BLIS) mit ergänzenden Zusatzinformationen zu den einzelnen Halteplätzen eines Haltestellen-Knotenpunktes auszustatten.

Die Forderung des Projektes „ÖPNV/SPNV für alle", den Nutzungskonflikt zwischen mehreren Nutzergruppen auf der ersten Einstiegsplattform in den Straßenbahnen zu entschärfen, möchte die DVB zunächst durch eine Test-Erfassung quantifizieren. Zugesagt ist, eine noch im Detail abzustimmende, verbesserte Symbolik in Form von größeren und kontrastreicheren Piktogrammen einzuführen. Dabei sind sich beide Seiten bewusst, dass damit nur eine partielle Verbesserung erreichbar ist. Deshalb wird die DVB ergänzend dazu im Jahr 2018 über die Fahrzeugbildschirme eine neue  Werbekampagne zum Thema "Benehmen in Bus und Bahn" starten, die den Problemkreis Plattformnutzung einschließt.

Besprochen wurden auch die von rollstuhl- und rollatornutzenden Fahrgästen "gefühlte" Restschwellen-/Restspaltvergrößerung an Straßenbahn-Haltestellen, das Anbringen eines griffigen Speziallacks an den Bahn-Einstiegskanten sowie Fragen zu einheitlichen Beförderungsbedingungen für E-Scooter und E-Rollstühle hinsichtlich des zulässigen Gesamtgewichts.
Die bereits vereinbarte gemeinsame Messung von Restschwelle und Restspalt an einigen ausgewählten Halteplätzen und mit unterschiedlichen Stadtbahntypen wird im Frühjahr stattfinden.

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung befasste sich mit dem Planungstand sowie der barrierefreien Neugestaltung bedeutsamer Haltestellen, darunter die Haltestellen Synagoge, Gerokstraße, St. Benno-Gymnasium, Am Zwingerteich und Blasewitzer-/Fetscherstraße. Das Grundproblem liegt laut der DVB nicht am fehlenden Willen oder Geld, sondern am unzureichenden Planungsvorlauf der Stadt Dresden aufgrund zu geringer Personalkapazitäten, letzteres betrifft  im Übrigen auch auf die DVB selbst.

Das Projekt sagte der DVB auf Anfrage Unterstützung zu, bei der Priorisierung in der ÖPNV-Strategiekommission und der Einheitlichkeit bei der Digitalisierung beratend zur Verfügung zu stehen. Zudem einigten sich die Beratungsteilnehmer auf die Zusammenarbeit und Einbeziehung bei langfristigen, strategischen Überlegungen auf lokaler und politischer Ebene.

Die Beratungspartner verständigten sich dazu, eine erste Bilanz zu den besprochenen Themen und getroffenen Vereinbarungen zur nächsten Projektgruppenberatung im März 2018 vorzulegen.

 

Quelle: DVB/Erh.