Projektgruppe „ÖPNV für alle“ hat beraten (SH-NEWS 2019/027 vom 22.03.2019)

29.03.2019

25 Jahre konstruktive Zusammenarbeit zwischen LSKS und DVB

(LSKS/kv) Am 14.03.2019 fand auf Einladung des Landesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter Sachsen e. V. die erste Beratung der Projektgruppe „ÖPNV für alle – Landeshauptstadt Dresden“ in der neuen Projektlaufzeit von 2019 bis 2021 statt. Zugleich würdigte die Projektgruppe die mittlerweile 25-jährige konstruktive Zusammenarbeit und blickt mit Stolz auf erreichte Meilensteine in der barrierfreien Beförderung aller Fahrgäste.

In den Räumlichkeiten der Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) kamen zu diesem Anlass Vertreter des Stadtplanungsamtes (SPA), des Büros der Beauftragten für Menschen mit Behinderungen der Stadt Dresden, Leiter verschiedener Fachbereiche der DVB, der Fahrgastbeirat Dresden e. V., der Verband der Körperbehinderten der Stadt Dresden e. V. und der Ortsverein Schwerhörige e. V. sowie ehrenamtliche Fachberater des Projektes zusammen. Für das Projektteam „ÖPNV/SPNV für alle“ wirkten der Projektbeauftragte Dr. Peter Münzberg und die Projektkoordinatorin Kerstin Vietze.

Nach der Bestätigung des Protokolls der zurückliegenden Beratung vom 13.09.2018, berichtete die Projektkoordinatorin u. a. zu folgenden Arbeitsschwerpunkten, die zustimmend zur Kenntnis genommen wurden:

  • Anlauf und Bewilligung des Projektes „ÖPNV/SPNV für alle – Weichenstellung für 2022 in Sachsen“ mit der Laufzeit von 2019 – 2021 (weiterführende Informationen zum Projekt in der Projektbeschreibung )
  • Zurückliegende und geplante Mobilitätstrainings (siehe Termine ) mit der DVB AG und Fahrerschulungen mit der RVD (siehe SH-NEWS 2018/092 ) sowie Sensibilisierung von Schülern gemeinsam mit dem BSV KO Dresden
  • Jahresauftaktgespräch mit DVB-Vorstand Herrn Hemmersbach und Herrn Silbermann
  • Beratungen mit weiteren Projektgruppen und Kooperationspartnern (u. a. im LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Behindertenbeirat des LK Meißen, Landesinitiative Demenz, Dt. Bahnkundenverband, zur Haltestellengestaltung in Freital und in Dresden mit DVB)
  • Stellungnahmen des Projektes zur VVO-Nahverkehrsplanung
  • Besichtigung von Niederflurbussen im Betriebshof Dresden-Gruna (siehe SH-NEWS 2018/087 )
  • Teilnahme an der Fachtagung Mobilität & Kommunikation der TU Dresden
  • Geplanter Lokaltermin zur Haltesituation von Überlandbussen am Trachenberger Platz

Im Bericht der DVB AG, lag ein Schwerpunkt auf dem Einsatz neuer Technologien. Die Projektgruppe erörtert derzeit wie aktuellen Herausforderungen der barrierefreien Fahrgastinformation mit innovativen Lösungen über App bzw. Bluetooth begegnet werden kann.
Die diesbezüglichen Ergebnisse eines Pilotprojektes aus der Schweiz werden in diesem Sinne ausgewertet und beim Erwerb von neuen Bordrechnern beachtet, um Einsatzmöglichkeiten bei der Frage nach halteplatzbezogenen Anzeigen der Barrierefreiheit in Stadtbahnen und Bussen, für den Ticketerwerb oder die Anforderung einer Rampe und Kneeling zu schaffen. Im Sinne eines deutschlandweit einheitlichen Systems befindet sich die DVB sowohl mit dem Verkehrsverbund VVO als auch dem VDV in Abstimmung. Nichtsdestotrotz bleibt für die Betroffenen weiterhin auch das bewährte BLIS-System für einen längeren Übergangszeitraum bestehen.

Bezüglich vorliegender Fehlinformationen der barrierefreien Verbindungsauskunft der DVB-Webseite und -App befindet sich die DVB AG gemeinsam mit dem VVO auf Ursachensuche.

Zum Umgang mit vereinzelt auftretenden barrierefreien Haltestellen an denen aus verschiedenen Gründen (Unterbrechung durch Einfahrten, kurzer Bahnsteig) nicht immer alle Rollstuhl-Türen ebenerdig befahren werden können, wurde eine gesonderte Beratung mit der DVB unter Einbeziehung des VKD und BSVS im Sommer vereinbart.

Ein umfassender Überblick wurde vonseiten der DVB-Marketingabteilung zur Umsetzung vereinbarter Maßnahmen für die Fahrgastinformation hinsichtlich barrierefreier Bedingungen gegeben, so u. a. :

  • Die DVB AG überarbeitet entsprechend den vorliegenden Hinweisen und Forderungen der Projektgruppe derzeit das Gesamtkonzept zur Fahrgastinformation im und am Fahrzeug (Piktogramme, Beschriftungen, Kontraste) - unter Einbeziehung der Projektgruppe, daraus ergeben sich Perspektiven von gezielten Hinweisen für Fahrradnutzer, die Straßenbahn-Rollstuhlplattform an der 1. Tür mit Fahrgastwechsel zugunsten des Fahrradabteils zu meiden, das Projektteam empfiehlt zudem die Gestaltung eines Rollator-Symbols
  • Nach Abschluss der derzeit laufenden vielfältigen Baumaßnahmen soll der DVB-Haltestellenatlas für Rollstuhlfahrer wieder online auf den neusten Stand gebracht werden
  • Vorliegender Entwurf einer Broschüre mit Informationen zur Barrierefreieheit - laufendes Einholen von Stellungnahmen der Behindertenvertreter – inkl. mögliche Druckexemplare
  • Erstellung von linienbezogenen Faltblättern + Verfügbarkeit entsprechender Informationen auf dem Smartphone
  • Derzeitige Umsetzung einer Informationskampagne zum korrekten Verhalten als Fahrgast und Forderung der Einordnung von Sequenzen im Fahrgastfernsehen mit vorgesehenen Türen für Rollstuhl-, Rad-und Rollatornutzer

Informiert wurde zudem über Ende März anstehende Gespräche der DVB mit der LVB zwecks Gestaltung der Haltestellenfahrpläne (Erweiterung um Informationen zur Barrierefreiheit). Eine gemeinsam mit dem Fahrgastbeirat angeregte Klärung zu vorliegenden Ungereimtheiten der Anzeige/Ansage von Endhaltestellen der Linien 63 und 83 wird erfolgen.

Entsprechend der Beobachtungen des Blinden und Sehbehindertenverbandes, dass die Außenansagen des BLIS an Bussen mittlerweile sehr schwer zu verstehen sind, veranlasst die DVB G eine Prüfung und setzt das Projektteam zu ihrem Ausgang in Kenntnis. Für Fahrgäste gibt es ein Angebot zu Störungsmeldungen über Twitter, das insbesondere für blinde und sehbehinderte wertvoll ist, da barrierefrei zugänglich (mehr unter diesem Link )

Ausgewertet wurden die intensiven Bemühungen des LSKS und der DVB bei der Ursachensuche deutlicher Überschreitungen von Restschwellenwerten auch an als barrierefrei ausgewiesenen Haltestellen.
Eine gemeinsam mit der DVB AG im Herbst durchgeführte Befahrung machte deutlich, dass bei den neueren Bahnen offenbar unterschiedliche Punkte Ausgang der Messung sind, wodurch die DVB AG auf geringere Restschwellenwerte kommt, als das Projektteam (bei Messung ab Oberkante des Fahrzeugbordes) für und diese die Gestaltung der Anfahrkante das Einfahren von Rollstuhlnutzern erschwert.
Da allerdings auch bei anderen Straßenbahnen Probleme mit der Überwindung von Restschwellen bekannt sind, muss es weitere Gründe geben, die das Projektteam gemeinsam mit der DVB AG bei einem Lokaltermin im Straßenbahnbetriebshof Gorbitz erörtern wird.
Das genaue Prüfen der Gründe ist der Projektgruppe umso wichtiger, damit zukünftige Schwankungen der Restschwellenwerte von vorn herein vermieden werden können und das Versprechen der DVB AG auch im Zuge der neuen Stadtbahngeneration max. 5 cm Restschwelle zu garantieren, gehalten werden kann.

Abschließend erfolgte durch die DVB ein Überblick zu den laufenden, zukünftigen bzw. in Planung befindlichen Baumaßnahmen gegeben, dies betrifft u. a.:

  • Tiergartenstraße/Oskarstraße/Wasaplatz
  • Zentralhaltestelle Kesselsdorfer Straße
  • Nossener Brücke
  • Königsbrücker Straße
  • Schillerplatz
  • Augustusbrücke/Haltestellenbereich
  • Haltestelle Synagoge
  • Hansastraße, Großenhainer Straße
  • Gleisschleife Leutewitz
  • Krankenhaus St-Joseph-Stift, später nachfolgend Fetscherplatz.

Die Baumaßnahmen beinhalten die Herstellung einer vollen Barrierefreiheit und das Projekt bzw. die KB-Stelle im Zuge der Prüfung der Planungsunterlagen einbezogen.

Für den Bereich Gerokstraße/Fetscherstraße/Blasewitzer Straße, wird derzeit nicht von einem kompletten Umbau ausgegangen – zur kurzfristigen Umsetzung von Verbesserungen vor Ort ist eine Teilsanierung im Bestand angedacht. Eine Beratung dazu erfolgt, wenn erste konkrete Überlegungen vorliegen.

Dem Bericht der Stadt Dresden war u. a, zu entnehmen, dass sowohl das Projektteam als auch die DVB im Fußgängerwegekonzept der Stadt Dresden einbezogen werden. Im Bereich der Bushaltestellen ergab sich entsprechend durchgeführter Haltestellenerfassungen ein erhöhter Handlungsbedarf, der mit Unterstützung des Projektes Eingang in den Nahverkehrsplan des VVO gefunden hat und entsprechende Maßnahmen dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt werden.

Die nächste Beratung der Projektgruppe „ÖPNV für alle - Landeshauptstadt Dresden“ findet im September 2019 statt. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.

 

Bild zur Meldung: Projektgruppe „ÖPNV für alle“ hat beraten (SH-NEWS 2019/027 vom 22.03.2019)