Konstruktiver Austausch zwischen Handel und Menschen mit Behinderung (SH-NEWS 2020/064 vom 29.07.2020)

29.07.2020

Runder Tisch – Barrierefreies Einkaufen in Dresden

(Red./Christine Jeglinsky) Einkaufen, eine alltägliche Aufgabe, die jede oder jeder kennt. Dass es dabei Barrieren gibt, ist nicht allen bewusst. Deshalb lud gestern das Inklusionsnetzwerk Sachsen zum Runden Tisch mit dem Thema „Barrierefreies Einkaufen – Service und Erlebnis für Menschen mit Behinderung“ in Dresden ein.

Der Einladung folgten Vertreter*innen aus dem Handel (darunter dm, rossmann, Handelsverband Sachsen e.V. und Konsum Dresden eG) und Interessenvertreter*innen von Menschen mit Behinderung ( u. a. der LSKS, Stadtverband der Körperbehinderten der Stadt Dresden, Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. ) – für einen Austausch auf Augenhöhe.

Für Menschen mit Behinderung ist es keineswegs selbstverständlich selbstbestimmt einkaufen zu können. Zum Beispiel, wenn das Kartenlesegerät für Kunden*innen im Rollstuhl an der Kasse zu hoch ist oder die Waren im Regal nicht erreichbar sind. Für blinde Käufer*innen ist in der Regel der Einkauf ohne Hilfe schwer zu bewältigen. Für sehbehinderte Menschen fehlen Kontraste oder Preise sind zu klein. Gehörlose Kunden*innen signalisierten, dass sie sich auch eine Beratung in Deutscher Gebärdensprache wünschen. Denn  Zettel, Stift und Zeichen sind nur eine Notlösung und entfernt von einer Beratung.

In der moderierten Runde berichteten die Kunden mit Beeinträchtigung, wie sie einkaufen gehen, welche Barrieren ihnen dabei begegnen und was bereits gut organisiert ist. So wurde auch deutlich, dass es hilfreich wäre, wenn mehr Personal vorhanden wäre, um Unterstützung anzubieten, es mehr Sitzmöglichkeiten gäbe, barrierefreie Angebote besser kommuniziert werden oder für blinde Käufer*innen, dass das Online-Angebot und die telefonische Bestellung ausgeweitert werden könnten.

Andersherum boten die Handelsvertreter*innen Einblicke ihre Arbeit und ihren Abläufe. So stellte der Handelsverband Sachsen e. V. unter anderen  das Qualitätszeichen „Generationenfreundliches Einkaufen“ vor oder der Konsum Dresden eG seinen Bringservice, bei dem die Waren nach Hause geliefert werden.  Die Drogerieketten informierten über ihre Angebote.

Positive und klare Signale der Teilnehmenden waren: Interesse am Austausch, Fortführung solcher Runden, Offenheit für das Thema und Bereitschaft weitere barrierefreie Angebote zu schaffen.

Zusammenfassung - Was heißt für uns barrierefrei einkaufen?

  • Ist der „Weg“ zum Geschäft barrierefrei mit Bus oder Straßenbahn erreichbar? Sind Leitsysteme vorhanden zum Geschäft? Gibt es Behindertenparkplätze?
  • Ist das Geschäft selbst barrierefrei gestaltet:
     
    • keine Stufen
    • keine Drehtüren
    • gut erkennbare alternative Eingänge
    • keine schweren Türen
    • Blindenleitsystem in Einkaufszentren bzw. Orientierungssysteme/taktile Übersicht
    • Waren- und Preisschilder gut lesbar
    • Kontraste vorhanden
  • Einkaufswagen- und körbe für alle (Kinder, Erwachsene, Rollstuhlnutzer)
  • 1 x Umkleidekabine größer für Rollstuhlnutzer/Familie
  • Anordnung der Waren/Erreichbarkeit der Waren
  • Gibt es erkennbare Einkaufsservices für Menschen mit Behinderung? (Hilfe beim Auswählen, Einpacken, in Gebärdensprache)
  • Sind die Mitarbeiter*innen geschult im Umgang mit Kunden mit Beeinträchtigung?
  • Können ggf. einige Mitarbeiter Grund-Gebärden für gehörlose Kunden?
  • Gibt es Ruhezonen?
  • Gibt es ruhiger Zeiten zum Einkaufen?
  • Ist vorhandener Service für Menschen mit Behinderung gut kommuniziert und erkennbar im Geschäft?
  • Gibt es barrierefreie Infos auf der Internetseite? Und ist die Internetseite zugänglich für alle?
  • Ist der Onlineshop barrierefrei und zugänglich für alle (Screenreader tauglich, mit Maustaste bedienbar)?
 

Bild zur Meldung: Konstruktiver Austausch zwischen Handel und Menschen mit Behinderung (SH-NEWS 2020/064 vom 29.07.2020)