Barrieren im öffentlichen Raum (SH-NEWS 2021/086 vom 29.09.2021)

29.09.2021

Barrieren im öffentlichen Raum (SH-NEWS 2021/086 vom 29.09.2021)

E-Roller - klimaneutrales Verkehrsmittel oder heimtückische mobile Barriere mit Frustpotenzial? So mancher Rollstuhlfahrende, Mensch mit Geheinschränkungen, blinde Mensch oder Mensch mit Sehbehinderungen kann ein Lied von den Gefahren unsachgemäß abgestellter E-Roller singen. Auch Menschen, die mit Kinderwagen oder Fahrrad unterwegs sind, müssen regelmäßig Wege suchen, um E-Roller zu umgehen.

Nur eine von vier E-Roller-Fahrten dient dazu, den Arbeitsweg klimaneutraler zu bewältigen. Roller dienen mittlerweile auch einfach als Spaßmobil und können für Fußgänger sehr gefährlich werden. Auch vor den Türen des Selbsthilfenetzwerk Sachsen kommt es regelmäßig zu Problemen mit den Rollern.

Zwei E-Roller versperren einen Gehweg. Dieser Gehweg führt von einem Parkplatz für Rollstuhlnutzende zum Eingang eines Gebäudes.

Die Stadt Dresden verweist darauf, dass der Anbieter der E-Roller, die Firma Lime, für das korrekte Abstellen der Roller verantwortlich sei. Deren Auflage ist es, falsch abgestellte Roller binnen sechs Stunden aus dem Weg zu räumen und ordnungsgemäß abzustellen. Nur: keine Rollstuhlfahrerin und kein Rollstuhlfahrer möchte sechs Stunden warten, bis sie/er ihren/seinen Weg selbstbestimmt fortsetzen kann. Einem Menschen mit Sehbehinderung hilft es ebenfalls nicht, wenn die E-Roller spätestens sechs Stunden nach seiner Meldung aus dem Weg geräumt werden - die Stolperfalle hat er schon mitgenommen, im schlimmsten Fall hat der unsachgemäß geparkte Roller einen Sturz verursacht.

Auch die Firma lime zeigt sich nicht besonders nahbar und kooperationsbereit. Das Team des Selsbthilfentzwerkes hat schon mehrmals über die telefonische Hotline versucht, eine dauerhafte Lösung zu finden, bisher ohne Erfolg. Stattdessen wird dazu geraten, die Roller selbst aus dem Weg zu räumen. Es komme mitunter vor, dass ein Mitarbeitender erst am Folgetag Zeit dafür hat, den Roller an einem anderen Platz abzustellen. Auch das ist keine selbstbestimmte Lösung des Problems aus sicht von Menschen mit Behinderungen!

E-Roller sind in ihrer Sinnhaftigkeit zweifelhaft und sollten stärker reglementiert werden. Wenn diese Objekte nachweislich immerwieder zum Hindernis für große Teile der Bevölkerung werden, müssen diese Barrieren abgebaut werden. Denkbar sind hier z.B. auch Verbotszonen. Andere Städte machen es vor: in Toronto und Kopenhagen wurden E-Roller bereits verboten. (ahi/ red; pec)

 

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